Photos: Saskia-Marjanna Schulz

Sonntag, 7. Februar 2010

Höhlenlöwen wagten sich ins Gebirge

Wien – Die in der Würm-Eiszeit (etwa 115.000 bis 11.700 Jahre) lebenden Europäischen Höhlenlöwen (Panthera leo spelaea) haben sich bis in erstaunliche Höhen ins Gebirge vorgewagt. Das belegen Reste dieser imposanten Raubkatzen aus alpinen Höhlen. Als höchster bekannter Fundort des Höhlenlöwen gilt die in etwa 2800 Meter Höhe liegende Conturineshöhle in Südtirol (Italien).
Nachzulesen ist dies in dem Taschenbuch „Höhlenlöwen“ des Wiesbadener Wissenschaftsautors Ernst Probst, das bei „GRIN Verlag für akademische Texte“ erschienen ist. Probst hat sich vor allem durch seine dicken Wälzer „Deutschland in der Urzeit“, „Deutschland in der Steinzeit“ und „Deutschland in der Bronzezeit“ einen Namen gemacht.
Aus Österreich sind Fossilien von Höhlenlöwen bis in ca. 2000 Meter Höhle bekannt. Die Eingänge zur Salzofenhöhle bei Grundlsee in der Steiermark befinden sich in rund 2000 Meter Höhe. Der Haupteingang zur Ramesch-Knochenhöhle in Oberösterreich beginnt in etwa 1960 Meter Höhe. Auch aus der Schweiz kennt man einen in beachtlicher Höhe gelegenen Fundort des Höhlenlöwen. Dabei handelt es sich um die Höhle Wildkirchli im Ebenalpstock des Säntisgebirges im Kanton Appenzell, die sich in ca. 1500 Meter Höhe erstreckt.
„Das Vorkommen von Höhlenbären und Höhlenlöwen in einer Höhe bis zu 2800 Metern lässt sich nur so erklären, dass es in der Zeit zwischen 40.000 und 55.000 Jahren wesentlich wärmer war als heute. Wir nennen diese Zeit Mittelwürm-Warmzeit oder Ramesch-Warmzeit, weil sie bei der Grabung in der Rameschhöhle zum ersten Mal erkannt worden ist“, sagt der Wiener Paläontologe Professor Gernot Rabeder.
Die Höhlenlöwen tragen einen falschen Namen, weil ihre Knochenreste häufig in Höhlen entdeckt wurden. In Wirklichkeit waren die Löwen aber Tiere der Steppe, der Busch- und Waldtundra und in Gebieten mit Höhlen genauso verbreitet wie in Landschaften ohne Höhlen. Anders als Höhlenbären und Höhlenhyänen haben Höhlenlöwen vermutlich nur selten Höhlen als Versteck aufgesucht. Wahrscheinlich kamen vor allem geschwächte, kranke oder alte Höhlenlöwen in solche natürlichen Unterschlüpfe und suchten dort Schutz oder einen ruhigen Platz zum Sterben.
Womöglich dienten Höhlen auch als Unterschlupf für Löwinnen, die dort ihren Nachwuchs aufzogen.Die Größenangaben für Europäische Höhlenlöwen in der Literatur differieren stark. Für die Kopfrumpflänge reichen die Maße von etwa 1,45 bis 2,20 Meter, wozu noch der schätzungsweise etwa einen Meter lange Schwanz kommt, für die Schulterhöhe von 0,90 bis 1,50 Meter.
Das Gewicht männlicher Höhlenlöwen wird auf mehr als 300 Kilogramm geschätzt.Heutige männliche Löwen bringen es auf bis zu etwa 1,90 Meter Kopfrumpflänge, wozu noch der bis zu 0,90 Meter lange Meter lange Schwanz kommt, und eine Schulterhöhe von etwa 1 Meter. Das Gewicht jetziger Löwenmännchen beträgt bis zu rund 190 Kilogramm.
Die Höhlenlöwen sind vor etwa 300.000 Jahren aus dem riesigen Mosbacher Löwen hervorgegangen, der nach Funden aus dem ehemaligen Dorf Mosbach bei Wiesbaden in Deutschland benannt wurde. Er existierte vor etwa 700.000 Jahren erstmals in Europa, wie ein Fund aus Isernia in Italien beweist, und ab 600.000 Jahren in Deutschland.
Mit einer Gesamtlänge bis zu 3,60 Metern, von denen ca. 1,20 Meter auf den Schwanz entfallen, war er der größte Löwe in Europa. Nur der vor etwa 100.000 bis 10.000 Jahren existierende Amerikanische Höhlenlöwe (Panthera leo atrox) übertraf ihn mit maximal 3,70 Metern noch ein wenig.